31 Mai 2019 |

CEO Interview mit financial.de

"Wir wollen das Wachstumstempo weiter erhöhen!"

Daniel Wild

CEO, Mountain Alliance AG

Herr Wild, die Mountain Alliance AG ist im Mittelstandssegment m:access der Börse München notiert. Wie heben Sie sich von anderen börsennotierten Beteiligungsgesellschaften ab? 

Daniel Wild: Als schlanker, transparenter und wertorientierter Investor verfügt die Mountain Alliance AG über langjähriges Know-how und ein ausgezeichnetes Netzwerk. Sie beteiligt sich mit einem klaren Fokus an Unternehmen in vier Segmenten: Technology, Digital Retail, Digital Business Services und Meta-Platforms & Media, in denen sie aktuell 36 Beteiligungen hält. Die Mountain Alliance AG steht in einer symbiotischen Beziehung mit der Mountain Partners AG, der Hauptaktionärin, wodurch in beiden Organisationen großes Momentum entsteht. Die Mountain Alliance ermöglicht so ihren Aktionären über die Börse den einfachen Zugang zu einem diversifizierten Portfolio von digitalen Assets.

Im Dezember hat die Mountain Alliance AG mit der Übernahme der Mountain Technology AG ihr Portfolio um sechs neue Beteiligungen erweitert. Was haben Sie konkret zugekauft?

Daniel Wild: Die Unternehmen der Mountain Technology AG haben unser bestehendes Portfolio nicht nur ideal ergänzt, sondern auch auf ein neues Level gehoben. Besonders hervorheben möchte ich unter diesen sechs neuen Beteiligungen den Spezialisten für In-Memory-Datenbanken Exasol, movingimage mit seiner führenden Enterprise-Videomanagement-Lösung und mixxt, einen Anbieter für spezialisierte Intranetanwendungen. Exasol, an der wir mit rund 8 % beteiligt sind, ist als Infrastrukturanbieter für Big Data in einem hochinteressanten Markt tätig und wurde vor kurzem in die „Tech Tour Growth 50“ 2019 gewählt. Ähnlich aussichtsreich ist unsere 8 %-Beteiligung an movingimage, die als führendes europäisches Unternehmen im Bereich Enterprise-Video-Content-Management-Systeme große Konzerne wie Vodafone und Henkel zu ihren Kunden zählt.

Welche Erwartungen haben sie an Ihre neuen Beteiligungen?

Daniel Wild: Wir haben dieses Portfolio übernommen, da wir signifikantes Wertsteigerungspotenzial sehen. Exemplarisch möchte ich hier wieder Exasol und movingimage herausgreifen: Mit seiner führenden Datenbank-Software speziell mit Blick auf Big Data und Datenanalysen entwickelt sich Exasol nicht nur operativ sehr stark, sondern weckt auch Begehrlichkeiten bei größeren Konzernen, so dass hier auf Sicht von ein bis zwei Jahren durchaus ein lukrativer Exit anstehen könnte. Ein spannender Exit dürfte aufgrund der starken Marktstellung mittelfristig auch bei movingimage anstehen. Kurzfristig erwarten wir bei movingimage eine Fortsetzung des dynamischen Wachstums.

Welchen Ergebniseffekt erwarten Sie durch die Übernahme der Mountain Technology?

Daniel Wild: Das ist eine Accretive Acquisition für uns, d. h. trotz der durch die Sachkapitalerhöhung gestiegenen Aktienanzahl erwarten wir für das laufende Geschäftsjahr 2019 nicht nur beim Nettoergebnis einen positiven Effekt, sondern auch beim Ergebnis je Aktie. Einen deutlichen Hebeleffekt werden wir sehen, wenn wir die erste dieser reifen Beteiligungen zu einem attraktiven Preis verkaufen können.

Sie sprechen mögliche Verkäufe an: Wie sieht Ihre weitere Exitstrategie aus?

Daniel Wild: Unsere Zielsetzung sah schon bisher ein bis zwei Exits pro Jahr vor und dies haben wir in den vergangenen Jahren auch geliefert. Wir peilen in den nächsten Jahren größere Exits an, die im mittleren bis höheren siebenstelligen Bereich liegen könnten. Damit schaffen wir auch zusätzlichen Spielraum für neue Investments. Grundsätzlich sind erfolgreiche Exits eine wesentliche Säule unseres Geschäftserfolgs und unserer weiteren Expansion.

Sie sehen sich auf dem Weg zu einem in Deutschland „führenden Investor für digitale Unternehmen“. Welche Fortschritte haben Sie dabei neben der angesprochenen Übernahme der Mountain Technology AG zuletzt erzielt? 

Daniel Wild: Bereits vor der Mountain Technology haben wir mit der Mountain Internet AG ein weiteres aussichtsreiches Portfolio übernommen, hinzu kommen Beteiligungen wie promipool, die wir selbst aus der Taufe gehoben und entwickelt haben. Inklusive der Mountain Technology ist unser Portfolio Asset Value nun auf über 40 Mio. Euro angewachsen. Dies war jedoch nur ein erfolgreicher Zwischenschritt auf dem Weg zu einer Portfoliogröße von mindestens 100 Mio. Euro.

Wie wollen Sie dieses Mittelfristziel eines Portfolio Values von 100 Mio. Euro erreichen? Gibt es weitere Beteiligungen im Portfolio Ihres Großaktionärs Mountain Partners AG, die die Mountain Alliance gerne erwerben würde?

Daniel Wild: Eine Säule unseres Wachstums ist die Entwicklung des Bestandsportfolios. Hier sehen wir, wie bereits angesprochen, signifikante Wertsteigerungspotenziale. Neben diesen erwarteten Wertsteigerungen von Bestandsbeteiligungen wird aber auch die Aufstockung der Beteiligung an besonders aussichtsreichen Portfoliogesellschaften unseren Portfoliowert weiter heben. Die zweite Säule bilden weitere Zukäufe, auch von ganzen Portfolien, wobei wir uns zukünftig auf Akquisitionen außerhalb der Mountain Partners Gruppe fokussieren werden. Weitere Übernahmen von Beteiligungen oder ganzen Portfolien der Mountain Partners AG sind nicht geplant.

Wie schnell wollen Sie zukünftig wachsen?

Daniel Wild: Wir wollen weiter aufs Gas drücken und das Wachstumstempo sogar noch erhöhen. Wenn wir geeignete Akquisitionsziele finden, könnte ich mir durchaus vorstellen, dass wir schon in 12 bis 18 Monaten in einer Größenordnung von 80 bis 100 Millionen Euro sind, sprich unseren aktuellen Portfoliowert in diesem Zeitraum zu verdoppeln. Voraussetzung dafür ist natürlich eine größere Kapitalerhöhung, die unseren finanziellen Spielraum für Zukäufe erweitert.

Sie sprechen die geplante Kapitalmaßnahme an. Was planen Sie konkret?

Daniel Wild: Wie wir am 29. April bekannt gegeben haben, werden wir der ordentlichen Hauptversammlung am 27. Juni 2019 die Beschlussfassung über eine Kapitalerhöhung mit Bezugsrecht vorschlagen. Mit der MainFirst Bank AG haben wir den idealen Partner gefunden, der uns bei der beabsichtigten Kapitalerhöhung begleitet. Das geplante Volumen sowie den Ausgabebetrag der neuen Aktien werden wir noch bekannt geben.

Kommen wir zurück auf das aktuelle Portfolio zu sprechen: Was sind neben den bereits genannten jüngsten Zukäufen aktuell Ihre spannendsten und wertvollsten Beteiligungen?

Daniel Wild: Besonders am Herzen liegt mir dabei sicherlich promipool, unsere selbst gegründete, technologiegetriebene Celebrity-Plattform, die inzwischen auch als englische Version ausgerollt ist und die wir weiter internationalisieren werden. Mit promipool wachsen wir seit Jahren profitabel. Außerdem sind wir zuversichtlich, dass wir unser Modell, das in deutsch- und englischsprachigen Ländern sehr gut funktioniert, auch auf weitere Märkte ausdehnen und den Marktwert von promipool damit enorm steigern können. Eine weitere spannende Plattform ist Lingoda, eine Sprachlernplattform, die in den vergangenen beiden Jahren jeweils um mehr als 100 Prozent gewachsen ist. Lingoda ist die führende Sprachlehrervermittlungsplattform in Europa und ein Musterbeispiel für ein sehr gut skalierbares Geschäftsmodell. Als drittes Beispiel möchte ich Volders nennen, ein Insurtech-Unternehmen, mit dem wir ins wachstumsstarke Online-Maklergeschäft mit Versicherungsverträgen eingestiegen sind. Insbesondere die von Volders angebotene Verwaltung von Laufzeitverträgen stößt auf Kundenseite auf reges Interesse. Insurtech-Gesellschaften weisen derzeit dynamisch steigende Bewertungen auf, da die großen Versicherungskonzerne nicht die Fehler der Banken wiederholen wollen und sich frühzeitig an digitalen Wettbewerbern beteiligen.

Kommen wir auf einen negativen Punkt zu sprechen: Das Konzernergebnis 2018 war belastet durch den starken Kursrückgang der börsennotierten Beteiligung The Native SA. Sehen Sie das nur als Momentaufnahme oder bereitet Ihnen die Entwicklung bei der Schweizer Beteiligung größere Sorgen?

Daniel Wild: Wir sehen die Entwicklung bei The Native als negative Übertreibung, die auch dem schwierigen Börsenumfeld im vierten Quartal 2018 geschuldet war. The Native ist Großaktionär der deutschen Asknet, die wiederum durch den Zusammenschluss mit der französischen Nexway zu einem global führenden Anbieter einer Commerce-as-a-Service-Plattform und von Merchant Services aufgestiegen ist. Wir sehen den tatsächlichen Wert von The Native klar über der aktuellen Marktkapitalisierung. Mittelfristig ist auch diese Position ein Exitkandidat, aber nicht auf dem aktuellen Niveau.

Gibt es weitere Sorgenkinder im Portfolio?  

Daniel Wild: Wir haben wie bereits angesprochen aktuell 36 Beteiligungen im Portfolio. Von diesen 36 Beteiligungen stehen die größten 13 für knapp 90 Prozent unseres Portfoliowertes. Unter den Kleinstbeteiligungen gibt es durchaus das ein oder andere „Sorgenkind“, das die Erwartungen nicht nachhaltig erfüllen kann. Diese sind in Summe für das Gesamtportfolio jedoch von untergeordneter Bedeutung. Wichtig ist, dass diese Beteiligungen keine größeren Kosten verursachen und nicht unnötig Managementkapazitäten binden.

Wie läuft‘s aktuell im Service-Geschäft? Gibt es nach dem Rückgang in 2017 wieder positive Impulse aus diesem Bereich?

Daniel Wild: Ja, auch im Service-Geschäft sehen wir wieder positive Impulse. Insbesondere das TV-Geschäft, das 2017 deutlich rückläufig war, hat 2018 wieder ordentlich performt. Grundsätzlich ist das Service-Geschäft nicht nur deshalb für uns von Bedeutung, da wir die Gesellschaften konsolidieren. Das Know-how der Service-Gesellschaften hilft uns auch, das Wachstum unserer Technologiebeteiligungen zu beschleunigen.

Börsennotierte Beteiligungsgesellschaften gibt es viele. Haben Sie auch ein Vorbild, dem Sie mit der Mountain Alliance AG nacheifern?

Daniel Wild: Das gibt es tatsächlich. Unser Vorbild ist die englische Draper Esprit, die aktuell ungefähr achtmal so groß sind wie wir. Draper Esprit ist wie wir eine digitale Beteiligungsgesellschaft, die in der Regel mit einem Aufschlag von 10 bis 30 Prozent auf den NAV notiert. Wir wollen die deutsche Draper Esprit werden!

Nach längerer Bodenbildung ist der Aktienkurs der Mountain-Alliance-Aktie im Dezember um rund 20 Prozent angesprungen. Beginnt der Kapitalmarkt nun, das Potenzial der „neuen“ Mountain Alliance AG zu erkennen?

Daniel Wild: Die Übernahme der Mountain Technology AG hat uns sicherlich zusätzliche Aufmerksamkeit am Kapitalmarkt beschert. Auch deshalb haben wir begonnen, unsere Wachstumsstrategie mit einer Verstärkung unserer Kapitalmarktaktivitäten zu flankieren. Die Rückmeldungen aus den jüngsten Investorenterminen bzw. Roadshows waren sehr positiv und ermutigend. Dennoch bewegt sich die Mountain Alliance AG derzeit noch unter dem Radar vieler institutioneller Investoren. Auch deshalb ist es für uns von großer Bedeutung, die Marke von 100 Mio. Euro ins Visier zu nehmen.

Im vergangenen Jahr wurden zahlreiche Insiderkäufe von Ihnen gemeldet. Wird es auch im laufenden Jahr wieder Directors‘ Dealings-Meldungen von Ihnen geben?  

Daniel Wild: Aktuell halte ich einen Anteil von rund 6,5 % der Aktien. Ich habe in der Vergangenheit regelmäßig Mountain-Alliance-Aktien zugekauft und werde auch zukünftig Aktien kaufen, da ich von der Gesellschaft überzeugt bin.

Herr Wild, vielen Dank für das Interview.

Diese Interview ist unter financial.de veröffentlicht.

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